Mofacross in Olbrück 6.12.2008

      Mofacross in Olbrück 6.12.2008

      Bereits auf den letzten Metern der Zufahrt war das abgesteckte Flatterband zu sehen, deutliches Zeichen dafür, die Rennstrecke erreicht zu haben. Die grünbraune Farbe des Untergrunds, die kreuz und quer stehenden Transporter und der unermüdlich fahrende Allradschlepper machten schon im ersten Augenblick deutlich wer heute der Hauptgegner sein wird. Dieser Verdacht wurde dann vom ersten Fuß, den man aus dem Wagen setzte, bestätigt: es wird eine Schlacht werden. Ein Kampf, heute nicht gegen überstarke Motoren oder routinierte Fahrer, nein heute geht es nur gegen den Schlamm. Jeder für sich und die Uhr läuft eigentlich nur im Hintergrund.

      Vorgeschichte: Über einen Gästebucheintrag der Homepage eines Motocrossclubs bin ich auf das Nikolausrennen aufmerksam geworden. Das Reglement der Serienklasse war ebenso kurz wie deutlich:
      Serienrahmen, Serienschwinge, Seriengabel, Straßenreifen. Damit es dann über die Zutaten meiner PX keine Meinungsverschiedenheiten gibt, hab nochmal beim Veranstalter angerufen: "Soll halt alles aussehen wie original", damit hatte ich eine klare Vorstellung davon, wie ein Mofa für diesen Tag auszusehen haben soll.

      So staunte ich nicht schlecht, als dann am Renntag eine Malaguti mit steil aufragendem Rollertopf und 17 Zoll-Crossreifen ohne jede Beanstandung die technische Abnahme bei Paule passierte. Wie Paule im richtigen Leben heißt weiß ich gar nicht, aber durch seine seltsam stoische Art, seine fortgesetzte Ignoranz gegenüber jedem Sachargument hat er sich bei mir seinen Künstlernamen für den Tag redlich verdient. Denn meine PX - optisch wie aus dem Laden - fand vor Paule´s Augen erstmal keine Gnade, da sie keine seitlichen Startnummerntafeln trägt. Die Art und Weise wie dann im weiteren unser Gespräch verlief, erinnerte dann doch stark an einen Berlinbesucher, der auf einen DDR-Grenzer trifft. Obwohl der Begriff Gespräch für diese Kommunikation zwischen Paule und mir genaugenommen auch falsch ist. Vielmehr versuchte ich den Sinn der Regelung zu hinterfragen, warum man denn seitliche Nummern brauche, wenn doch an der Zählstelle sowieso von vorne auf die Fahrzeuge geblickt wird. Tumbes Achselzucken als Antwort. Warum man denn überhaupt Startnummern brauche um vier Mofas auseinanderzuhalten, es heute auch farblich sehr einfach sei: weiße Malaguti, grüne Peugeot, blaue M4 und eine rote Honda. Aber auch hier ließ sich mein neuer Freund nicht von weltlichen Dingen wie Logik oder Realität blenden, einzig seine Vorstellungen seien das Maß der Welt, mindestens aber der technischen Abnahme.
      Ein gutes aber hatte dieser Disput: Mit soviel Wut im Bauch gelangen die 40 Meter, die es zu Fuß zum Renner zu laufen galt, erstklassig.
      Doch dieser Vorsprung schmolz im Nu dahin, da sich meine chokelose Diva selbst durch den ihr eigenen Elektrostarter nicht zur Teilnahme bewegen ließ. Das konnte ja heiter werden. Nun schlug die große Stunde meiner Boxencrew. Partnerin Alex und unsere 18 Monate alte Tochter Lina hatten sich strategisch günstig platziert und reichten wortlos den Startpilot. Danke.
      Als die anderen bereits ihre erste halbe Runde hinter sich haben, entere ich endlich die Strecke, doch Ärger macht schnell und noch in der ersten Runde sind Peugeot und Hercules überholt, für die Malaguti hat es noch eine weitere Runde gedauert. Von nun an fuhr jeder nur noch gegen die Elemente auf der Suche nach Traktion. Anstrengend, denn jeder Zentimeter ließ speziell das Hinterrad in eine neue Richtung gleiten. Auch die Motoren waren gefordert, insbesondere an den drei kleinen Anstiegen hatten die Mitbewerber nichts zuzusetzen und brauchten die Muskelhilfe des Fahrers, des Teams oder des ehrgeizigen Vaters um das Rennen fortzusetzen. Die PX dagegen brummte Dank abgestimmter Vario mit fast monotonem Gleichklang 45 Minuten störungfrei durch den Acker.
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      Teil 2: Rennen der Tuningklasse

      Mit einem fetten Grinsen bin ich gerade über die Ziellinie gefahren, geil der erste Pokal für heute. Ob das in der Tuningklasse nochmal so klappt ? In den 10 Runden des freien Trainings sah das ganz gut aus.
      Doch zunächst die brave Honda zurück zum Transporter. Nach Zeitplan bleiben mir jetzt 9 Minuten um die Hercules an den Start zu bringen, meine Brille zu putzen und um einmal Luft zu holen. "Trockene Luft hier", doch es bleibt keine Zeit den kratzig gefahrenen Hals zu ölen. Die Hercules dagegen darf nicht dursten, also schnell noch 4 Liter Gemisch in den Tank, das sollte für die nächste Stunde reichen. Trotz der Mocke hebt die GT noch ihr Vorderad zum Gruß des Fahrerlagers, als wir uns auf den Weg in die Startaufstellung machen - das läßt erneut ein Grinsen in meinem Gesicht aufkommen.

      Diesmal klappen Fahrersprint und Start besser, im Pulk kommen wir alle gemeinsam auf die Strecke. Drei Runden brauche ich um mich an die völlig neuen Gegebenheiten zu gewöhnen, den neuen Untersatz mit 25 Kilo mehr an Gewicht, 20 Zentimetern mehr Sitzhöhe, ach ja und mit der Automatik ist es nun auch vorbei. Ärgerlich aber noch mehr, das ich drei Runden brauche um zu realisieren, das ich mir jetzt nicht mehr auf der Grasnarbe mühsam eine irgendwie fahrbare Linie zusammenstückeln muß. "Hallo, Weyler, aufwachen ! Was hast Du letzte Nacht gemacht ? Richtig ! Du hast neue Crossreifen aufgezogen, also fahr auch so !" Etwa so hat mir mein innerer Einpeitscher die Leviten gelesen. Also rein in die Pampe und Hahn auf !
      Jetzt werde ich endlich zur Konkurrenz , drifte mit durchdrehendem Hinterrad durch die Startkurve, dabei den inneren Fuß wie eine Kufe ausgestellt, das macht richtig Laune. Aber Team Ackerschweine kann es besser, nach drei Runden in meinem Nacken ist ihre Ronco mit Zündappmotor vorbei und nur mühsam kann ich folgen. Trotz aller Motorleistung wünsche ich mir jetzt ein um fünf Zähne größeres Kettenrad. "Heul nicht - kämpfe !" Also versuche ich den beiden Topfahrern zu folgen, schau mir an auf welcher Linie sie besser sind. Klappt von Runde zu Runde besser und gerade als ich mir eine Ecke zum überholen ausgesucht habe, sind beide auch schon zum Fahrerwechsel draußen - ok, also Unentschieden.
      Dafür mach ich mich jetzt über die kleine blaue Zündapp her, die mit enorm engagiertem Fahrer vor mir flüchtet, ihr Motor schreit um sein mechanisches Leben und der Fahrer turnt, als ob der die Seitenwagen-WM gewinnen könnte. Auch am Sprunghügel will er sich nicht ergeben, jagt dort mit 40 Sachen drüber und kann in die Landung im tiefen Boden nicht abfangen, 8 Meter vor mir tut sich plötzlich eine Schikane aus Fleisch und Metall auf.
      Nochmal gut gegangen. Weiter atmen.
      Nach etwa einer halben Stunde habe ich den Eindruck mein Motor wird schwächer. Oder wird der Schlamm tiefer ? Hab ich mich in der Linie vertan ? Zwei Runden weiter beantwortet BigBoy meine Fragen mit kurzem hartem Schlag unter mir. Aus.
      In der Boxengasse messe ich zunächst die Wassertemperatur 99 Grad und das nach 5 Minuten schieben. So hab ich also für die nächste Woche ein neues Rätsel zu lösen: Was war zuerst, das Huhn oder das Ei ? Zuerst zu heiß geworden und dann gefressen, oder erst gefressen und dadurch überhitzt ? Erst eine Obduktion wird Klarheit bringen.
      So hab ich nun reichlich Gelegenheit meine Kollegen auf der Strecke zu studieren und während im Minutentakt Kollegen vorbeikommen um zu fragen, wann ich wieder angreife, lichtet sich das Fahrerfeld enorm, zeitweise ist nur noch ein einziges Mofa auf der Strecke. Selbst Routiniers wie Robert Engler und seine pfeilschnelle Camino schrauben mehr als sie fahren. So gibt es denn am Ende sogar noch einen Pokal.
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      Hallo Stephan,

      herzlichen Glückwunsch zum Sieg und dem zweiten Platz.
      Und vorallem ein Bericht, vom feinsten, du bist der ungekrönte Formulierungskönig des m-m-o.

      Ich hatte es dir ja schon angedroht, die PX wird siegen und genau so wie ich mir das gedacht habe. Wenn die anderen schieben und sich quälen gibt man einfach Gas und die Vario/Kupplung macht völlig unspektakulär den Rest. So soll es sein, willkommen im Club der PX-Winner. Nochwas: Das Problem mit ohne Choke habe ich auch. Wenn der Motor warm ist macht das keine Probleme. Sonst kann ich dir nur den captain.confusion-PX-Choke empfehlen, bestehend aus den Komponenten unten.

      In der Tuningklasse hat die GT ja auch gepunktet, auch wenn sie mit Motorschaden liegen geblieben ist. Ich bin mal gespannt wie der Zylinder aussieht und was die Ursache war.
      Sind das übrigens die Michelin T50 auf der GT??


      Zutaten für einen PX-Choke



      Glückwunsch!
      1+2 Platz. trotz Motorschaden...na, auf die Bilder vom BigBoy bin ich gespannt....
      Und auch auf die Gefahr hin, dass ich nerve: wie war das mit dem Rennen in Koblenz? Da steht auch noch ein bericht aus... :unschuld: :D
      Sorry, musste leider sein- dein Schreibstil ist einfach super..
      Vegetarier kommt ursprünglich aus dem indianischen Sprachgebrauch, und bedeutet "...zu blöd zum jagen oder fischen..."
      @ all,

      Danke für die Blumen, gebt mir ein Rennen und ich schreib Euch einen Bericht.

      @ Alex,
      der Pokal ist zu weiten Teilen auch Dein Verdienst, denn ohne Deine Beratung und ohne Deine Blitzlieferungen hätte ich das in der Kürze der Zeit nicht zusammen bekommen. Danke dafür.
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